Blutegel (lat. hirudo medicinalis)
Ein Blutegel ist die reinste Mini-Apotheke. Bis zu 40 Inhaltsstoffe vermuten Forscher im Speichel der Tiere. Dazu zählen gerinnungshemmende und gefäßweitende, entkrampfende, entzündungshemmende und schmerzlindernde Stoffe. Davon können Tiere bei den unterschiedlichsten Erkrankungen profitieren.
Der medizinische Blutegel kann über 30 Jahre alt werden und wird mit 3 Jahren geschlechtsreif. Blutegel gehören zu den Zwittern, dennoch benötigen sie zur Fortpflanzung einen Partner. Blutegel besitzen 32 Gehirne (!), 3 Kiefer mit 240 Zähnen und 5 Augenpaare.
Ärzte schätzen den Blutegel bereits seit langer Zeit
Dass der Biss des Egels eine heilsame Wirkung hat, ist schon lange bekannt. Bereits in der Antike legten die Ärzte die kleinen Blutsauger bei verschiedenen Krankheiten auf. Keine Krankheit, die man nicht mit sanftem Aderlass per Egel zu heilen versuchte. Da die Blutegeltherapie bis heute beim Menschen so gut anschlägt, gewinnt sie in der Veterinärmedizin auch immer mehr an Bedeutung.
Zunutze macht man sich die antithrombotische Wirkung der Blutegel bei Venenentzündungen und Thrombosen. Außerdem sorgt die lymphstrombeschleunigende Wirkung des Hirudin für eine Entgiftung des gesamten Körpers. Durch die gerinnungshemmenden und antithrombotischen Stoffe im Speichel des Egels entsteht eine Art Aderlass. Ein weiterer sehr bedeutsamer Wirkstoff ist das Eglin. Das Eglin lindert Schmerzen und Entzündungen. Diese Eigenschaften kann man sich bei diversen Erkrankungen des Bewegungsapparates zunutze machen.
Tiere mit Arthrose werden fitter und beweglicher
Dass der Biss der Egel auch bei Tieren gegen Arthrose wirkt, ist hingegen erst seit wenigen Jahren wissenschaftlich belegt. Es wurden beeindruckende, schmerzlindernde Effekte festgestellt: Schon nach einmaligem Anlegen der Egel gehen die Schmerzen deutlich zurück. Der Effekt hält dann rund drei Monate an. Dies hat zur Folge, dass deutlich weniger Schmerzmittel verabreicht werden müssen und die unerwünschten Nebenwirkungen ausbleiben.
Weiterhin findet eine Blutegel-Therapie Anwendung bei Arthritis oder Spondylose. In Kombination mit Lymphdrainage, Faszientherapie oder Akupunktur können langfristig gute Erfolge erzielt werden.
Tierarzneimittelgesetz (TAMG) vom 28.01.2022
Mit Inkrafttreten des neuen Tierarzneimittelgesetzes (TAMG) am 28.01.2022 hat sich für meine Blutegelbehandlungen eine wesentliche Änderung ergeben. Nach §50 Abs. 2 TAMG ist eine Behandlung nämlich nur noch möglich, wenn sie vom behandelnden Tierarzt verschrieben worden ist.
Hintergrund ist das mit dem neuen Gesetz verabschiedete Verbot, Humanarzneimittel ohne eine veterinärmedizinische Approbation an Tieren anzuwenden. Und da es aktuell keine Blutegel zum Gebrauch an Tieren (ad us. vet.) gibt, benötige ich eine Überweisung vom Tierarzt, um die Blutegeltherapie wie gewohnt durchzuführen.